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8. Tag Hallangerhaus bis Wattens

Sonnenaufgang im Hallanger

Sonnenaufgang im Hallanger

In unserem kleinen Seitentälchen am Bach ist es so kalt, dass wir nach dem Aufwachen erst mal noch ein Stündchen im warmen Schlafsack liegen bleiben. Dann wird aber recht fix Zelt abgebaut und Rucksäcke gepackt. Das Zeltgestänge passt übrigens außen an den Rucksack, während das meist nasse Außenzelt in einer Plastiktüte im Rucksack Platz finden muss. Um nicht wieder mehrfach über den Bach springen zu müssen, klettern wir direkt aus dem Tal zum Weg zurück. Dieser führt noch ein paar hundert Meter steil bergauf und wird an einer kleinen Alm zu einem angenehmen, ebenem Fahrweg. Schöne Bergkühe stehen unbeweglich auf dem Weg. Die Sonne kommt langsam über die Berge und taucht das Tal und die steilen Wände der Berge in ein großartiges Licht.
Der große Lafatscher

Der große Lafatscher

In kurzer Zeit kommen wir ans Hallangerhaus und verlassen dort die Fahrstraße, um auf einem Fußpfad Richtung Süden weiterzumarschieren. In Serpentinen geht es hoch zum Lafatscherjoch. Der Ausblick von dort reicht bis zu den Bergen bei Hintertux. Noch drei Tage bis dorthin, und es sieht auch nicht viel näher aus. Ein Ehepaar aus München erzählt uns von Venedig, wie es da nach dem Krieg mit dem VW-Käfer hingefahren ist und da kaum Betrieb war. Heute ist das anders sagt der Mann. Angeblich soll man zur Hochsaison für den Markusplatz sogar Eintritt bezahlen müssen. Wir beschließen, dass dies für uns München-Venedig-Wanderer ja sicher nicht gelten kann. Wir würden lieber in ein italienisches Gefängnis gehen, als gegen eine Gebühr auf den Markusplatz. Außerdem unterhalten wir uns mit Rainer. Rainer ist pensioniert, kennt sich mit Wolken aus und hält damit auch nicht hinter dem Berg. Nach einem längeren meteorologischen Vortrag wissen wir allerdings nicht, wie es sich denn nun entwickeln wird, das Wetter. Rainer wandert auch nach Venedig. Wie er da jemals ankommen soll, ist uns allerdings ein Rätsel, denn als wir den Issanger erreichen, ist Rainer schon dort und schickt uns bevor wir einen Blick in den Führer werfen können in die falsche Richtung weiter. Nach einem Kilometer und einigen Höhenmetern bemerken wir den Irrtum, weil der Weg plötzlich aufhört. Wir kehren um.
Lafatscherjoch, Blick Richtung Süden

Lafatscherjoch, Blick Richtung Süden

Wir biegen an der Kreuzung richtig ab und geraten auf einen Behilfsweg durch Dschungelartige Landschaft. Der Normal-Weg durchs Halltal ist offenbar wegerodiert und nicht benutzbar. Das Gasthaus St. Magdalena hat leider heute seinen Ruhetag, aber immerhin gibt es einen Brunnen auf dem Platz vor dem Gebäude an dem man seine Flaschen auffüllen kann. Ein anderer Wanderer ist auf dem Weg hierher im Schlamm ausgeglitten und versucht seine Kleidung wieder notdürftig zu reinigen. Es lag, sagt er, an seinen Wanderstöcken, die haben nämlich keine Teller und sind so tief in den Morast eingesunken, dass er das Gleichgewicht verlor und auf dem Hosenboden gen Tal rutschte. Wir vespern unser Knäckebrot, genießen das kühle Brunnenwasser und wandern weiter.
Ein paar Meter hinter dem Gasthaus finden wir die Stöcke des Unglücksraben, die er da wohl entnervt zurückgelassen hat. Da wir nur ein Paar Wanderstöcke dabei haben, nehmen wir sie kurzerhand mit und hoffen dass es uns mit den Dingern besser ergeht als dem Vorbesitzer. Es handelt sich übrigens um Skistöcke. Nach einer Weile mündet der Weg auf die Fahrstraße durchs Halltal. Diese führt zum Teil sehr steil neben dem Fluss, an einem eindrucksvoll verbunkerten Wasserwerk bergab bis es an einer kleinen Kapelle links über eine Brücke wieder auf einen Waldweg geht. Nach einem Stück auf der vielbefahrenen Waiderstraße biegt der Pfad wieder links auf den Erholungswanderweg ab. Nach zwei weiteren Kilometern erreicht man das Kloster St. Martin. Ein Stückchen weiter ist ein schöner Gasthof und wir kehren auch prompt erst mal für ein Weilchen dort ein. Als wir wieder aufbrechen laufen wir an einer "Dame mit Hund"-Wandergruppe vorbei.
Sonnenuntergang zwischen Vollmers und Wattens

Sonnenuntergang zwischen Vollmers und Wattens

Wir beeilen uns nach Wattens zu kommen und können auch tatsächlich noch 10 Minuten im Supermarkt einkaufen bevor dieser zumacht. Den Campingplatz, mit dem wir gerechnet hatten, gibt?s in Wattens aber leider nicht. Der liegt wie wir erfahren in Vollmers. Ein freundlicher, ehemaliger Jakobswegpilger bietet an, uns im Auto mitzunehmen. Wir lehnen tapfer ab, und stapfen noch zwei anstrengende Kilometer neben der Straße auf einem Radweg nach Vollmers. Der Campingplatz in Vollmers ist sehr schön und eine warme Dusche zur Verfügung zu haben, ist ein Highlight des Tages. Auch der Zeltaufbau fällt auf ebenem Grund um einiges leichter als die letzten Tage.


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